Paderborner Überlebende gedenken dem 2. Weltkrieg

Auch 70 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges ist der Luftangriff auf Paderborn noch immer ein Thema.

In stillem Gedenken: Maria und Franz Nolte (v.l) bei einer Gedenkstätte auf dem Paderborner Westriedhof.

Die 83-jährige Paderbornerin Maria Nolte kann sich an die Angriffe auf die Stadt noch gut erinnern. Um den Opfern zu gedenken, besuchte sie am 8. Mai, dem 70. Jahrestag, zusammen mit ihrem Mann eine Gedenkstätte auf dem Westfriedhof. Dort ruhen insgesamt 487 Opfer des zweiten Weltkriegs. Als um 18 Uhr der Dom in Gedenken an die Verstorbenen läutet, legt das Ehepaar zwei Rosen an der Grabstätte nieder. „Jetzt kommen die Erinnerungen wieder ins Gedächtnis“, sagt sie mit trauriger Stimme.

Als die Stadt am 17. Januar 1945 von einigen tausend Sprengbomben zum ersten Mal schwer getroffen wurde, suchte sie mit ihrer Mutter und elf weiteren Personen Schutz im Keller des Elternhauses in der Südstadt. „Draußen hörten wir das Brummen der herannahenden Flugzeuge“, erinnert sich Maria Nolte. Es vergingen nur wenige Minuten, bis auch die ersten Einschläge zu hören waren. „Dann gab es einen lauten Knall und das Kellerfenster zersprang – der Raum füllte sich mit Staub.“ Um sich vor diesem zu schützen, setzten sie sich Gasmasken auf. Etwa eine Stunde verbrachte Nolte in dem Keller, danach schauten sie sich draußen die Zerstörungen an. Das Haus von Maria Nolte und ihren Eltern wurde zwar nicht schwer getroffen, dennoch gingen einige Fensterscheiben und Dachziegel zu Bruch.

An ein geordnetes Leben war während dem knapp sechsjährigen Krieg nicht zu denken. „Man hat in einer ständigen Ungewissheit gelebt. Jeden Augenblick hätte es einen Fliegeralarm geben können“, blickt Maria Nolte auf eine beschwerte Kindheit zurück. Auch deswegen entschieden sich ihre Eltern dazu, Maria zu Verwandten zu geben, die in einem unbeschadeten Vorort von Paderborn wohnten. Dort verbrachte die gebürtige Paderbornerin die letzten Kriegswochen, während ihre Eltern weiter im Haus in der Südstadt wohnten. Doch am 27. März, als die Stadt beim schwersten Angriff nahezu vollständig zerstörst wurde, traf es auch das Elternhaus von Maria Nolte. Ob ihre Eltern den Angriff überlebt hatten, wusste die damals 12-Jährige zu diesem Zeitpunkt noch nicht. „Für mich war das damals natürlich beunruhigend“, sagt sie heute. Erst einen Tag später traf sie ihre Eltern, die unverletzt blieben, „unter Tränen“ bei ihren Verwandten außerhalb von Paderborn wieder. „Wir hatten alles verloren“, erinnert sich die heute 83-Jährige.

Dort blieben sie vier Wochen, ehe ihre Eltern wieder in die zerstörte Stadt fuhren - Maria Nolte kam erst einige Tage später nach. In den nächsten Jahren wohnten sie in einer Übergangswohnung am Stadtrand. Erst 1950 konnte Nolte mit ihren Eltern wieder in das mittlerweile neu aufgebaute Haus in der Südstadt ziehen.

Nach und nach kehrte der Alltag zurück. „Das war eine schlimme Zeit“, erinnert sich die gebürtige Paderbornerin. Auch wenn der Krieg schon 70 Jahre vorbei ist, vergessen kann ihn Maria Nolte nicht.

Julian Koch, Verena Werner und Tanja Wickenkamp; 12.05.2015

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