Wenn die Praxis zur Theorie kommt

„Im straffen Bachelor haben Studierende kaum Zeit, nach links und rechts zu schauen und sich beruflich zu orientieren“, sagt Natalie Lettenewitsch. Sie ist Organisatorin der „Tool Time – Berichte aus der Medienpraxis“. Das ist eine Veranstaltungsreihe des Instituts für Medienwissenschaften an der Uni Paderborn. Ihr Ziel: Jene Orientierungslücke im Studienverlauf schließen.

Was macht man eigentlich mit Medienwissenschaften? Irgendwas mit Medien? Mit diesem Klischee müssen sich viele Studierende des Fachs ärgern. So degradierend es aber klingt, in vielen Klischees steckt ein Fünkchen Wahrheit. Denn die Medienwissenschaften sind ein breites Feld, die Möglichkeiten der Berufswahl vielfältig.

Für den Durchblick im Mediendschungel, wurde vor knapp 13 Jahren die erste Tool Time organisiert. Das Konzept ist einfach: Zwei bis drei Mal im Semester erklären Menschen aus der Praxis ihre Arbeit und wie sie dorthin gekommen sind. „Natürlich ist es spannender jemandem zuzuhören, wie er seinen Weg eingeschlagen ist, als beim Arbeitsamt zu schauen, welche Stellen frei sind“, erklärt Doreen Hartmann, die die Veranstaltungsreihe viele Jahre auf die Beine stellte.

Ausgeschriebene Stellen gibt es sehr wenige. „Es ist nicht unmöglich eine Beschäftigung zu finden, aber man muss lernen, Durststrecken auszuhalten.“ Das sagte Katya Mader – ein Gast der Tool Time im letzten Jahr. Als Filmredakteurin bei 3Sat hat sie einen Traumjob ergattert. Über Praktika und Hospitanzen ist sie zu ihrem Ziel gekommen. Gern würde sie zuversichtlicher klingen, beteuerte Mader, aber an solche Positionen komme man oft nur mit Glück und Ausdauer.

Doch es gibt einen Silberstreif: Praxiserfahrungen und Netzwerke können die Eintrittskarte zum Job sein. Das zeigte auch eine Absolventenstudie aus dem Jahr 2007 des Instituts. Rund 89 Prozent der damals Befragten haben nach ihrem Abschluss eine Arbeit gefunden. Fast ebenso viele gaben aber auch an, durch Praktika an ihre Jobs gekommen zu sein.

Auch dazu gibt Tool Time die Möglichkeit: „Wann hat man schon mal jemanden aus der Branche vor der Nase? Natürlich dürfen die Studierenden gern über mögliche Praktika mit den Vortragsgästen sprechen“, ermutigt Natalie Lettenewitsch. Sie selbst hat viele Bekannte aus dem Bereich Film, die Mischung soll es hier aber machen, sagt sie. Wer also Kontakte oder Wünsche hat, darf sie gern bei ihr äußern.

Ein Universitätsstudium ist Theorie. Viele, die ihr Studium anfangen, unterliegen dem Irrglauben, sie bekommen hier eine journalistische Ausbildung – irgendwas mit Medien eben. Zumindest bemühe man sich, dem Wunsch entgegenzukommen, räumt Lettenewitsch ein. Neben Praxisseminaren, soll auch die Tool Time ihren Teil beisteuern. „Darum wundert es mich manchmal, dass so wenige an der Veranstaltung teilnehmen. Ich fände es schön, wenn sie breiter wahrgenommen wird“, sagt sie.

Tool Time findet mehrfach im Semester in den Räumlichkeiten des Instituts für Medienwisschenschaften statt.

 Sinah Bechtel; 24.01.2014

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